PolluConf 2021: Ein Rückblick auf eine reichhaltige Konferenz

Die PolluConf  2021 hat inspiriert. Nach einem Rückblick auf 30 Jahren Asbestverbot ging die Veranstaltung der Frage nach, wo wir heute stehen und wie es weiter geht. Klar wurde dabei: die Branche wird sich auch in Zukunft stark weiterentwickeln. Dazu muss sie aber teilweise erhebliche Probleme in der Qualitätssicherung angehen. Ausserdem bietet der Bereich der Kreislaufwirtschaft ein sehr grosses Potential für den Umweltschutz und zur Reduktion von CO2-Emissionen.

Vor 30 Jahren (1990) trat in der Schweiz das Asbestverbot in Kraft. Die Organisatoren der von den Fachverbänden VABS und FAGES getragene Fachtagung PolluConf, nahmen dies als Anlass, um über die Vergangenheit zu reflektieren und darauf aufbauend einen Blick in die Zukunft zu wagen.

30 Jahre Asbestverbot: Wo stehen wir heute?

Um den Hauptbetroffenen der Asbest-Krise, den Arbeitnehmenden, eine Stimme zu geben, wurde die Veranstaltung mit einem Vortrag von Christine Michel, Fachsekretärin  Gesundheitsschutz/Arbeitssicherheit der Unia eröffnet. Von den Anstrengungen von damals schlug sie einen Bogen zur Situation von heute. Vor allem in Entwicklungsländern gibt es noch viel zu tun, etwa beim Rückbau von Schiffen. Aber auch bei uns werden noch oft Arbeiten ausgeführt, ohne dass das Asbest-Risiko abgeklärt wird. Sie wies auch auf den neuen Art. 32, Abs. 2 der Bauarbeitenverordnung (BauAV) hin, der verlangt, dass der Arbeitgebende die betroffenen Arbeitnehmenden über das Ergebnis von Schadstoffgutachten informiert.

In einem weiteren Vortrag zeigte Dr. Martin Gschwind, Stab Departement Gesundheitsschutz der Suva, dass die Prognosen für die Anzahl Asbest-Opfer der nächsten Jahre noch stark nach oben korrigiert werden mussten. Dies ist auch der Grund, warum die Suva nicht nur bei Bauarbeiten, sondern auch bei der Qualität der Analytik und der Diagnostik in Zukunft genauer hinschauen wird.

Dr. Martin Gschwind wies auch darauf hin, dass es nicht ausreicht, die betroffenen Personen zu informieren, sondern dass das Ziel erst dann erreicht ist, wenn die Personen davon überzeugt und sich bewusst sind, dass es um ihre eigene Gesundheit geht, und sie aus diesem Wissen heraus die richtigen Massnahmen ergreifen.

Markt- und Umweltpotential Kreislaufwirtschaft?

Im zweiten Teil der Konferenz gab es mehrere Vorträge zum Thema Kreislaufwirtschaft. Die Referierenden waren sich einig, dass es hier sehr viel Potential zur Verbesserung des Umweltschutzes gibt. Durch das Schliessen von Materialkreisläufen liessen sich nicht nur CO2-Emissionen reduzieren und Ressourcen schonen, sondern auch das grosse Problem der begrenzten Deponievolumen lösen. Dabei wies David Hiltbrunner, wissenschaftlicher Mitarbeiter beim BAFU, darauf hin, dass die Bauschadstoff-Fachpersonen diejenigen sind, die eine Kreislaufwirtschaft erst möglich machen. Sie spielen somit eine Schlüsselrolle, indem sie sicherstellen, dass dabei keine schädlichen Materialien wieder eingebaut werden.

Sebastien Piguet von ecobau, sowie Karl Martin von sumami bestätigten, dass der Bereich Kreislaufwirtschaft ein grosses Wachstumspotential bietet und riefen dazu auf, von der reinen Bauschadstoff-Diagnostik zur Verwertungs- und Wiederverwendungsdiagnostik überzugehen.

In diesem Block gab es auch ein interessantes Referat von Inez Postema von der niederländischen Firma Asbetter Acids B.V., die einen neuen Prozess zur Denaturierung von Asbestfasern vorstellte. Dabei wird Asbestzement mit Säureabfällen aus der chemischen Industrie gemischt, die Säure wird neutralisiert, der Asbest zerstört und nebenher die CO2-Emissionen stark reduziert (siehe Video unten).

Qualität: ungenügend

Den dritten Teil der Veranstaltung eröffnete Dr. Patrick Steinle, Teamleiter Bereich Analytik der Suva. Er stellte die Resultate des verdeckten Probeversands vor, den die Suva im Winter 2020 / 2021 vorgenommen hat, bei dem eine hohe Fehlerquote von Laboren festgestellt wurde. Für Bauschadstoff-Fachpersonen ist es wichtig, dass sie sich dieser Fehlerquote bewusst sind und die Laborresultate entsprechend kritisch hinterfragen.

In weiteren Vorträgen wurde aus der Erfahrung aus der Waadt und Zürich berichtet, den einzigen Kantonen, die bislang ein formales System zur Qualitätskontrolle für die Asbest-Diagnostik, respektive die Entsorgungskonzepte eingeführt haben. Die Vortragenden waren sich einig, dass es noch erhebliches Verbesserungspotential gibt, und dass es ohne Kontrollen nicht geht.

Perspektiven für die kommenden Jahre

In der abschliessenden Podiumsdiskussion waren sich die Teilnehmenden und das Publikum einig, dass die Kreislaufwirtschaft definitiv ein grosses Potential aufweist, dass es dafür aber auch Bauherren, Behörden und die Politik braucht.

Zudem wurde einmal mehr klar, dass sich die Branche und das Berufsbild auch in Zukunft stark weiterentwickeln werden, und dass wir uns insbesondere bezüglich Qualität nicht auf dem Erreichten ausruhen können.

PolluConf 2022

Die nächste Ausgabe der PolluConf wird am 16. September 2022 in Biel stattfinden.

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